Mittwoch, 31. Dezember 2014

­­¡Feliz Navidad!






-Fröhliche Weihnachten!-



Weihnachten, weit weg von zu Hause, das war etwas wovor ich, als absolute Weihnachtsfanatikern ehrlich gesagt immer etwas Angst hatte. Statt sich bei einem heißen Tee, Vanillekipferl und einer besinnlichen Weihnachtsgeschichte im Licht des Adventskranzes aufzuwärmen, war hier eher eine kalte Dusche angesagt! Bei drückender Hitze von über 35 Grad ist einem dann doch eher nach einem kühlen tereré (mit Limonade aufgegossener Mate) als nach Glühwein!

Nichtsdestotrotz haben wir uns als deutsch Freiwillige dann doch zusammengerottet Weihnachtsplätzchen gebacken, an einem selbstgebastelten Adventskranz jeden Sonntag ein Teelicht angezündet und gewichtelt! So, habe ich mein geliebtes traditionelles Weihnachten auch hier ein bisschen zelebrieren können.
Viel schöner fand‘ ich aber eigentlich, das argentinische Weihnachten kennen zu lernen! So anders als wir es kennen, ist es auf Grund des großen Einflusses der europäischen Immigranten, die den Großteil der argentinischen Bevölkerung ausmachen, letztendlich jedoch nicht. Auch hier gibt es lebensgroße Rentierfiguren, die einen mit dickem Mantel angezogenen Papá Noel (Weihnachtsmann) durch die pralle Sonne ziehen. Und auch mit den Kindern haben wir Weihnachtsdekoration gebastelt und den Tannenbaum geschmückt.

Das eigentliche Weihnachtsfest, welches am 24. Dezember mit der „Nochebuena“ (Heiligabend) beginnt, war jedoch schon etwas anders, als man es von zu Hause kennt. Jana und ich haben unsere „Nochebuena“ bei Vane, einer Bekannten aus unserm Ort gefeiert. Abends haben wir uns bei ihr mit Familie und Freunden zum Essen getroffen. Ganz traditionell wurde Asado, das klassische argentinische Grillfleisch serviert. Dabei wird Fleisch vom Rind, Huhn und natürlich nicht zu vergessen Chorizo (pikante Wurst) auf der sogenannten Parilla gegrillt, bis man den typischen Asado-Gerucht vernimmt, der am Wochenende stets durch die Straßen zieht. Ein Glück für mich als Vegetarierin, dass Vane Meisterin der Sojaschnitzel ist! Um zwölf Uhr wird sich dann schließlich bei Cidre, Pan Dulce (ähnlich unserem Stollen) und Feuerwerk „¡Feliz Navidad!“ gewünscht.

Und so wünsche ich Euch allen (wenn auch ein bisschen verspätet: ¡Feliz Navidad!)

Besos y abrazos!
Carla

Weihnachtsessen bei Personitas

Alle wunderbaren Mitarbeiter von Personitas!

Die Personitas-Tür im Weihnachtslook

Ein bisschen Plätzchengeruch nach Heimat

Fleisch, Fleisch, Fleisch, das ist Asado!

Meine vegetarische Variante!

Mesa de dulces

Allein waren wir an Weihnachten schon einmal nicht!


Donnerstag, 11. Dezember 2014

La luna llena

-Vollmond-





Ihr Lieben,
der Mond bleibt gleich, ob bei Euch oder ob bei mir, bei Vollmond ist er für mich immer magisch. Ganz im Zeichen dieser Magie stand auch eine Nachtwanderung durch die „Reserva Natural de Pilar“, ein Naturschutzgebiet bei uns in der Nähe.
Und so hat der Mond die Natur mit einem Silberglanz überzogen und zu hören war nur noch das Orchester der Frösche und die Rufe der Eulen. Diese Ruhe und Ursprünglichkeit der Natur tun dem reizüberfluteten Kopf bei Zeiten mal sehr gut und man kann die Gedanken endlich einmal frei lassen – vielleicht fliegen sie ja hoch bis zum Mond.
Und wer weiß, vielleicht schaut ihr ja beim nächsten Vollmond mit mir in die Nacht.
Carla




Mittwoch, 3. Dezember 2014

¡Tranqui, estamos en Uruguay!


 

-Immer mit der Ruhe, wir sind in Uruguay!-


Letztes Wochenende war es dann endlich soweit und ein langes Wochenende samt Kurztrip nach Montevideo stand an! Mit Jana und Margot (zwei anderen Freiwilligen) und Meli, einer argentinischen Freundin, ging es auf nach Montevideo! Freundlicherweise wurden wir von einem Couchsurfer aufgenommen, sodass wir fern ab vom normalen Tourismus Uruguay und Montevideo kennenlernen konnten!


Freitagabend ging es über Nacht mit dem Bus nach Montevideo, was Argentinien eine sehr komfortable Reise bedeutet, denn obwohl wir die günstigste Klasse gebucht hatten, sind wir in einem sehr modernen Reisebus samt Verpflegung, fast gänzlich zurück klappbaren Sitzen und vor allem viel, viel Beinfreiheit in acht Stunden nach Montevideo kutschiert worden.
Bereits auf der Busfahrt hatte ich die ersten Erfahrungen mit der uruguayischen Matekultur. Ich dachte ja, dass in Argentinien viel Mate konsumiert wirdnun ja: schon bei der Grenzkontrollen, als um zwei Uhr nachts fast jeder der Beamten Mate trank,dämmerte mir, dass Mate trinken in Uruguay noch andere Dimensionen annimmt. Und tatsächlich: In den Straßen begegnen einem unablässig unter den Arm geklemmte Thermoskanne, sodass selbst beim Laufen Mate geschlürft werden kann – eine wahre Kunst, ich glaube ich würde mich hoffnungslos mit heißem Wasser begießen.


Und so verbrachten wir auch den Samstag vor allem damit uns ein wenig auszuruhen, mit unseren Couchsurfern Yoel und Juan sowie Maribel, einer sehr netten Spanierin, die auch zu Besuch war, zu quatschen und – Überraschung- Mate zu trinken. Bevor überhaupt so etwas wie Hektik oder Sightseeingstress aufkommen konnte wurden wir also mit der uruguayischen Gelassenheit bekannt gemacht, die besonders wenn man an das hektische Buenos Aires gewöhnt ist unglaublich angenehm ist. „Tranqui, estamos en Uruguay“ wurde so der Satz des Wochenendes.
Am Abend ging es dann ins Zentrum, da „Yoel dort irgend so einen Trommelauftritt hat“, so wurde es uns erzählt. Wie sich dann jedoch herausstellte, trommelt er wie viele andere junge Leute auf großen „tambores“ (Trommeln) in Montevideo „Candombe“. Candombe entstand ursprünglich im Hafen Montevideos, wo ankommenden afrikanischen Sklaven so ein Mittel der Kommunikation, des Tanzes, sowie des religiösen Ausdrucks fanden. Mittlerweile trommeln und tanzen jedoch Menschen jeder Nation und Hautfarbe jedes Wochenende durch die Straßen Montevideos. Betrachtet man das deutsche „Lärmschutzgesetzt“ kaum vorstellbar, dass jedes Wochenende in allen Ecken der Stadt Straßen gesperrt werden und kleine oder große Umzüge tanzend und trommelnd durch die Straßen ziehen. Und so lernten wir direkt am ersten Abend die ersten Tanzschritte und genossen das pulsierende aber dennoch sehr gelassene und entspannte Tanzen und Feiern auf der Straße.
Am nächsten Tag wurden wir mit schönstem Sonnenschein geweckt und wir waren uns sehr schnell einig, dass es der optimale Tag für einen Strandbesuch ist. Und so verbrachten wir den Tag damit, über die Promenade zu schlendern, schwimmen zu gehen und die entspannte Atmosphäre zu genießen. Den Abend ließen wir dann, ganz nach uruguayischer Art mit einem weiterm Candombe Umzug ausklingen. Mittlerweile hatte ich dann auch die Grundtanzschritte gelernt und tanzte zu Tommelklängen durch eine laue Nacht in Montevideo-was will man mehr!
Der Montag war uns leider wettertechnisch nicht so freundlich gesinnt und bescherte uns einen Tag voll strömenden Regen. Doch so setzten wir uns, nachdem wir eine halbe Stunde lang „die Altstadt erkunden“ wollten – in Wirklichkeit sind wir von einem trockenen Platz zum nächsten gerannt- vollkommen durchnässt in ein sehr nettes Café. Über Nacht ging es dann auch schon wieder mit ein wenig Wehmut zurück nach Hause. Doch wir haben uns fest vorgenommen: Uruguay-wir kommen wieder!


So richtiges Novemberwetter!

Doch, ich glaube ich ziehe die Palmen dem Tannenbaum vor...


Spontane Geigensession mit Maribel
Bandera de Uruguay

Kolonialbauten

Margot und ich beim Candombe

Die Tambores werden für den richtigen Ton erhitzt

Selbst bei Regen hat Montevideo seinen Charme
­¡Nos vemos!

Dienstag, 18. November 2014

El mundo al revés



Da kann kein grauer Novermber mithalten: Blühende Jacaranda-Bäume

-die Welt anders herum-




Carla, wie geht es dir eigentlich momentan so in Argentinien? Was machst du so? Diese und ähnliche Fragen erreichen mich momentan immer häufiger – und tatsächlich: zweieinhalb Monate bin in nun hier, die Anfangszeit, in der alles noch neu, unbekannt und aufregend war, ist vorbei.

Mein Kopf fühlt sich nicht mehr so an, als ob er vor lauter neuer Geräusche, Gerüche und Gedanken platzen würde. Ich bin nicht mehr nur ausschließlich damit beschäftigt, mit Bussen in die komplett falsche Richtung zu fahren, jedes spanische Wort nachzuschlagen oder nach dem besten - und leider trotzdem nicht sonderlich leckeren - Käse im Supermarkt zu suchen. Langsam ist es an der Zeit das Leben hier nicht mehr wie einen Besuch, sondern wie ein tatsächliches, alltägliches Leben zu führen. Es ist Zeit für eine Veränderung. Eine Art Metamorphose von Langzeit-Touristin zu Kurzzeitargentinierin? Zu Angepasster-Deutsche-die einen-einjährigen-entwicklungspolitischen-Freiwilligendienst-leistet? Oder doch eher zu…ja zu was eigentlich?

Ihr seht, diese „Metamorphose“ fällt mir momentan noch nicht so ganz leicht. Wer ich hier sein möchte, was mir wichtig ist und was ich erreichen will, das alles sind Dinge, über die ich mir (noch) nicht im Klaren bin. Und es sind Dinge, die man meist vergeblich sucht, aber dann ganz anders findet. Daher übe ich mich in Geduld und schwebe herum in meinem Kaulquappenstadium: Vielleicht wachsen mir ja schon in den nächsten Monaten ein paar Froschbeinchen, wer weiß!

Besonders ein Erlebnis, das ich letztes Wochenende hatte, geht mir so schnell nicht aus dem Kopf und zeigt ganz gut, wie ich zwischen meinem alten Leben in Deutschlands und meinem neuen Leben hier schwanke.
Letzten Samstag wollte ich ’mal das Shoppingcenter hier in der Nähe auskundschaften. Als ich den großen Gebäudekomplex betrat habe ich mich direkt, wie in einem ganz normalen europäischen Shoppingcenter gefühlt. Dieselben Geschäfte, dieselben Preise und dieselben blankgeputzten Fliesen. Eigentlich alles heimisch, normal, wie zu Hause. Die totale Komfortzone sollte man meinen. 
Doch nachdem ich in ein paar Geschäften gestöbert hatte, wurde mir dieser ganze Überfluss ganz plötzlich zu viel. Die klimatisierte und parfümierte Luft, all‘ die maskenhaft strahlenden und teuer gekleideten Verkäuferinnen und die Preise für einen Rock, von dem sich eine Familie hier locker eine Woche ernähren könnte widerten mich an und ich war nur froh, als ich über die glänzende Türschwelle treten konnte und wieder auf einer normalen Straße stand, an der sich Kioske an Obst- und Fleischläden reihen, die Musik eines CD-Verkäufers durch die Straße schallt, in der Autos in rasantem Tempo den Staub aufwirbeln. Schon komisch: Auf genau einer solchen Straße hatte ich mich gut zwei Monate zuvor unglaublich fremd und andersartig gefühlt und nun fühlte ich mich auf dieser Straße viel heimischer als in einem sterilen Einkaufszentrum. Ein Erlebnis, was ich so schnell auf jeden Fall nicht vergessen werde und was mich etwas nervös auf meine Rückkehr nach Deutschland schauen lässt.

Und sonst so? Nun ja, die Jacaranda-Bäume verwandeln Buenos Aires in ein lila Blütenmeer, wir planen fleißig unseren Urlaub im Januar und langsam aber sicher findet man auch hier Weihnachtsdekorationen, die trotz 30 Grad, Papá Noel mit Rentier und Schneelandschaft darstellen! – „el mundo al revés!“


Saludos,

Carla



Urlaubsplanung!








Ob wir die wohl alle brauchen...
                                            


Freitag, 31. Oktober 2014

La Lluvia



Und eines Morgens hatten wir einen See im Garten, auch ganz hübsch

-der Regen-

 

Lange gab es nun nichts mehr von mir zu hören, aber ich verspreche Euch, dass es in den nächsten Tagen und Wochen wieder mehr auf meinem Blog zu lesen gibt!

Mit Schuld an meiner längeren „Schreibpause“ war auch das sehr wechselhafte Frühlingswetter, insbesondere der Regen, der uns alle hier momentan ein wenig in Atem hält. Bis zum Wochenende kletterten die Temperaturen immer weiter, bis sie dann Sonntag um die 35 Grad erreichten und ich plötzlich sehr gut den Sinn der „siesta“ verstehen kann, die hier von drei bis fünf Uhr gehalten wird. Schon der Gang aus dem Schatten zum Kühlschrank, um sich etwas Kaltes zu trinken zu holen bedurfte einige Anstrengung-von meinem Volleyballspiel am selben Tag möchte ich erst gar nicht anfangen…

Die lang ersehnte Abkühlung entpuppte sich dann leider als ausgewachsenes Gewitter, welches uns auf unserer Rückkehr von einem Freiwilligentreffen einholte und uns neben durchweichten Kleidern diverse Strom- und Internetausfälle bescherte. Der Regen hörte leider auch am nächsten Tag nicht auf und so kamen morgens ganze drei, vollkommen durchnässten Kinder ins Projekt. So ist das hier bei Regen: die Schule fällt aus, viele Leute gehen nicht zur Arbeit, Sportkurse, Verabredungen und so weiter werden abgesagt.

Das Leben läuft mit Regen einfach etwas langsamer ab und fast niemand möchte das Haus verlassen. Mit Blick auf die Straßen ist das jedoch kein Wunder, denn die meisten Straßen hatten sich eher in kleine Flüsse verwandelt. Zum einen liegt das natürlich am Regen, der deutlich stärker und langanhaltender war, als ich es aus Deutschland gewohnt bin, zum anderen gibt es hier viele unbefestigte Straßen und außer einem kleinen Rinnsal am Straßenrand kein Abflusssystem. Und so fahren die Busse natürlich weniger und auch der Zugverkehr funktioniert bis heute nur eingeschränkt.


Letztendlich hatten wir es jedoch ganz gemütlich und haben bei Kerzenschein ein wenig gelesen und mit den drei Kindern und viel heißem Tee den Materialschrank auf Vordermann gebracht. Diesen Luxus von einem Haus, in das es nicht ‘reinregnet hat hier jedoch leider nicht jeder. Und so werde ich oft traurig, wenn ein Kind mir erzählt, wie hoch das Wasser in ihrem Haus stand.

Doch wie Ihr auch an den Bildern seht: es kommen bessere und sonnigere Tage!
Mir geht es immer noch gut in Alberti und bis auf eine Erkältung und verschlammte Schuhe habe ich meinen ersten richtigen argentinischen Regen nun auch erfolgreich überstanden!

¡Hasta pronto!
Carla


Autofahren gestaltet sich als, sagen wir mal: aufregend

Der Tag nach dem Regen: Langsam weicht das Wasser aus unserer Straße

 
Unsere Belohnung nach dem Regen: ein spektakulärer Abendhimmel!