Montag, 13. Oktober 2014

Campamento en "La Reserva Natural el Destino"





-Zeltlager in der "Reserva Natural el Destino"


¡Hola!
In den beginnenden Herbst sende ich euch ein paar Bilder aus der bezaubernden Natur der „Reserva el Destino“ in La Plata, wo ich mit zwei anderen Freiwilligen das Wochenende verbracht habe. An ganz vielen Orten gibt es hier private oder staatliche Naturschutzgebiete, die sogenannten Reservas, in denen man häufig auch zelten kann. Dank „Couchsurfing“ (für diejenigen, die nicht wissen was das ist, ist hier der Link: https://www.couchsurfing.org/) haben wir mit ca. 40 anderen Menschen aus der ganzen Welt die Natur bestaunt, gequatscht, gegessen und gezeltet. Bis auf einige Mückenstiche und schmerzendem Rücken dank nicht vorhandener Isomatte waren es zwei sehr schöne Tage in entspannter Atmosphäre mit vielen interessanten Begegnungen! Die Natur in der Reserva war atemberaubend und die Stille des weiten Landes unglaublich entspannend. Besonders die verzauberten Gärten und alten Bäume rund um den Campingplatz haben es mir angetan, wie ihr wahrscheinlich auf den Fotos sehen werdet!
Auf dem Rückweg habe ich dann zu Jana gesagt: „Jetzt freue ich mich aber auch auf eine heiße Dusche und mein Bett zu Hause!“. Und tatsächlich: Argentinien und Personitas wird mehr und mehr „Mein zu Hause“.


Besos,
Carla




Die Mündung des Rio de La Plata

Weites, weites Land und Stille soweit das Ohr reicht

Sogar eine Schlange haben wir gefunden!-Ich hoffe sie war nicht giftig ;)




 
Wo fängt der Baum an und wo hört das Staunen auf?

Da findet man den ein oder anderen urigen Schatz

Gipfel unter Wasser

Was für eine Vielfalt!

Bäume, Blätter, blauer Himmel!


El Campamento-das Zeltlager




Blick in einen der Gärten

Das Abendessen: "al disco"-Zubereitet über dem Feuer in einer alten Platte aus der Landwirtschaft: Perfekt!




Mittwoch, 1. Oktober 2014

Luján y la peregrinación gaucha


-Luján und die Gaucho Pilgerfahrt-

 

Hallo ihr Lieben,

heute ist der erste Oktober! Jetzt ist es nicht mehr zu leugnen: ein Monat ist 'rum! Mein Zeitgefühl ist immer noch ganz komisch: Ich befinde mich irgendwo zwischen "gerade weg" und "schon ewig hier". Aber wie dem auch sei, mir geht es gut hier, Zeitgefühl hin oder her. Tut mir leid, dass dieser Artikel so auf sich warten gelassen hat, aber in den letzten Tagen war ich so mit einkaufen, waschen (wenn man alles mit der Hand wäscht, dauert das so seine Zeit, ist dafür aber durchaus meditativ), kochen, Läuse bekämpfen und putzen beschäftigt, dass ich gar nicht zum Schreiben gekommen bin. Vielleicht sollte ich es beim nächsten Mal nicht alles aufschieben und den Hausfrauen-Koller so vermeiden.

Am Wochenende war ich mit drei Freiwilligen in Luján, einer kleinen Stadt, die etwas außerhalb liegt und durch die sehr beeindruckende Basilika von Luján bekannt geworden ist. Hier in Argentinien ist solch eine Kirche natürlich eine ganz andere Attraktion als bei uns zu Hause, wo es viele alte Kirchen zu Hauf gibt. Jedes Jahr pilgern zehntausende Gläubige nach Luján, der der bedeutendste Pilgerort des Landes ist. Der Legende nach blieb ein Karren, der eine Marienstatue nach Brasilien transportieren sollte, in der Gegend von Luján stecken. Erst als man die Statue herunternahm, konnte der Karren weiterfahren. Das nahm man als Zeichen Gottes und die Statue blieb in Luján, wo eine Kapelle für sie errichtet wurde. Als die Marienstatue jedoch verlegt werden sollte, verschwand sie jedes Mal auf unerklärliche Weise und tauchte wieder in ihrer ursprünglichen Kapelle auf. Schließlich wurde zwischen 1887 und 1930 die Basilika gebaut. Ob es nun besonders mysteriös ist, dass ein Karren sich leichter aus dem Schlamm bewegen lässt, wenn man die schwere Statue hinunterholt sei mal dahingestellt - die Kirche ist jedenfalls wunderschön!


Noch beeindruckender an diesem Tag war für mich jedoch die alljährlich stattfindende Gaucho Wallfahrt, die ein Wochenende vor der "richtigen" Pilgerfahrt stattfindet. Schon auf dem Hinweg quetschten sich Pferdekarren neben den Autos durch die heillos überfüllten Straße und wo man nur hinblickte sah‘ man Alt und Jung stolz ihre Trachten präsentieren! In einer großen Prozession zogen die Gauchos dann durch die von kolonialen Bauten gesäumten Straßen von Luján. Da hätten die deutschen Fußballer blöd geguckt, denn kein Gaucho war zu Fuß und gebückt unterwegs ;)


–aber hier sagen Bilder mehr als tausend Worte: viel Spaß beim Durchklicken!


Besos,
Carla
P.S. Samstag bin ich auf einer echten Milonga (Tangoabend). Ich kann es kaum erwarten euch zu berichten!




Die Basilika von Luján


Autos und Pferdekarren drängen sich durch die Straßen


Ein waschechtes Gauchogesicht, wie ich finde

 
Koloniale Bögen


Auch hier darf die Argentinien-Flagge nicht fehlen. So viel Patriotismus muss sein.


Alte Wandbemalung



Tracht und Coca Cola
 

Montag, 22. September 2014

¡Primavera!




-Frühling-

 



Am 21. September ist hier Frühlingsanfang-genauso wie bei euch am 21. September Herbstanfang ist …(entschuldigt mir diese schadenfrohe Bemerkung). Und während ihr euch zu Hause wahrscheinlich nur schwer vom Sommer verabschieden könnt, erwarten die Argentinier stöhnend 40 Grad und mehr –Que calor!- („Welch‘ eine Hitze“). Naja, bisher ist es noch aber noch sehr angenehm warm und ich würde definitiv nicht gerne tauschen.

Eine ein wunderbares Wochenende liegt schon wieder hinter mir! Ganz nach dem Motto: Alles neu macht der Frühling haben Jana und ich am Samstag mit Flor, der Kunstlehrerin, eine Wand im Garten gestrichen. Die Kinder hatten damit schon angefangen, bevor wir angekommen sind und jetzt hieß‘ es nur noch kleine Details ausbessern. Ganz fertig sind wir noch nicht geworden, hatten aber einen Heidenspaß und freuen uns schon darauf, bald weiterzumachen.

Sonntags ging es dann auf nach Capital (So nennt man hier Buenos Aires City)! Ganz zufällig haben wir zwei weitere Freiwillige mitten auf der Straße getroffen und gemeinsam einen wunderbaren, entspannten Tag auf dem Antiquitätenmarkt von San Telmo verbracht, wo es an jeder Ecke kleine Schätze zu finden gibt.

Zum Frühlingsanfang haben wir mit den Kindern ein, wie ich finde, sehr schönes Frühlingsritual durchgeführt, das ich euch auf keinen Fall vorenthalten möchte: Jedes Kind sollte an etwas denken, dass es ärgert oder traurig macht. Dann haben die Kinder mit viel Kraft und Energie auf einem Blatt draufloskrakeln und alles herauslassen dürfen. Diese Bilder haben wir hinterher alle gemeinsam im Ofen verbrannt. Danach gab es genug Zeit und Ruhe ein Bild mit allem zum Malen, was glücklich macht und schön ist-Unglaublich befreiend! Und, wie sehen eure Herbstrituale aus?

Von meinem Wochenende und vom beginnenden Frühling habe ich endlich auch ein paar Bilder gemacht! Klickt Euch einfach durch!

Liebste Grüße, 
Carla 

Windrad in der Huerta, dem Gemüsegarten

 


Die Mandarinen gedeihen ganz prächtig


So lässt sich der Frühling gut aushalten!

Jana bei der Arbeit

Und auch ich habe den Pinsel geschwungen

Das Endergebnis: Noch nicht fertig, aber es wird

Beim Plaza de Mayo


 
Ganz spontan findet man hier einen Nachhaltigkeitsmarkt!


Feria de Consumo Responsable


Kleine Schätze auf dem Antiqitätenmarkt in San Telmo

Mate soweit das Auge reicht!




Tourifoto auf dem Plaza de Mayo

Tango auf dem Plaza de Mayo

¡Viva la Argentina!
























































Freitag, 19. September 2014

Tomas un Mate?



-Trinkst du einen Mate?-

 

Mate, Bombilla, Yerba, Thermoskanne: Alles was man braucht!
Nach fast drei Wochen ist es nun definitiv an der Zeit endlich dem „Mate“ einen eigenen Eintrag zu widmen, über den ihr vielleicht schon in meinem Blog gestolpert seid und von dem ich seit dem ersten Tag nicht lassen kann.
Für diejenigen, die nun bestürzt mutmaßen, dass ich einem Schnaps, einer anderen gefährlichen Droge oder gar einem Argentinier namens Mate verfallen bin dürfen erleichtert aufatmen. Mate ist das argentinische Nationalgetränk, das auch oft als Matetee bezeichnet wird, genaugenommen aber kein Tee ist. Getrunken wird Mate- naja eigentlich immer. Egal ob zum Frühstück, bei Versammlungen, zu einem nachmittäglichem Treffen, während der Arbeit, bei einem Picknick oder mitten auf der Straße. Doch ganz so einfach ist das mit dem Mate nicht. Denn seine Zubereitung und Verzehr sind mit einem Haufen (und motón, wie der Argentinier sagt) Traditionen und Gebräuchen verbunden.

Für die Zubereitung braucht man zunächst einige Utensilien: Eine Mate, die
traditionellerweise aus einem kleinen hohlen Kürbis besteht, aber auch in vielen anderen Materialien, wie Holz, Glas, Aluminium oder Plastik erhältlich ist.
Die Mate wird nun mit Yerba gefüllt. Yerba wird aus den gerösteten Blättern und Stängeln der Stechpalme llex paraguayensis (ja das habe ich bei Wikipedia nachgelesen) hergestellt. Als ich im Supermarkt recht hilflos vor einem ganzen Regal voll Yerba-Packungen stand, die verheißungsvoll die verschiedensten Geschmacksrichtungen wie Minze, Orange oder Zitrone anpriesen oder gar eine schlanke Linie versprachen, habe ich mich dann einfach für die schönste Verpackung entschieden. Aber ich habe mir vorgenommen den Großteil durchzutesten, damit ich euch auch nur die leckerste Sorte mit nach Hause bringen kann.


Mate dulce auf meiner Lieblingsbank im Garten!
Die Yerba wird nun mit heißem Wasser, das man meist in einer Thermoskanne dabei hat, aufgegossen und durch die/die/das (was auch immer) Bombilla, ein Metallstrohalm mit eingebautem Sieb, der das Aufsaugen der Blätter verhindert, getrunken.
Mate trinkt man jedoch nicht einfach alleine-Mate wird geteilt. Die erste Kalebasse voll Mate wird von demjenigen getrunken, der den Mate zubereitet hat (cebador). Dies tut der cerbador, der Herr oder Frau der Thermoskanne nicht etwa aus Egoismus, sondern weil der erste Schluck der bitterste ist und daher nicht besonders gut schmeckt. Danach wird der Mate reihum gegeben. Wenn man ausgetrunken hat, wird die Kalebasse wieder an den cebador weitergegeben und erneut aufgefüllt. Aufpassen muss man jedoch mit dem Dank: „Gracias“ bedeutet in der Matetradition, dass man genug hatte und von nun an ausgelassen werden möchte. 
Mate mit Minze
Nach Belieben kann man Mate ohne (Mate amargo) oder mit Zucker (Mate dulce) trinken.


 
Das schönste für mich: nach Feierabend im Garten sitzen und Mate mit frischer Minze aus dem Gemüsegarten genießen!
 ᴉQue rico!
Ihr seht: ich perfektioniere jeden Tag meine Mate-Zubereitungsfähigkeiten und werde euch in einem Jahr hoffentlich erstklassigen Mate servieren können!

Saludos,
Carla

¡Salud!





 

Montag, 15. September 2014

He llegado



 -Ich bin angekommen-


Genau zwei Wochen sind nun seit dem Tag vergangen, an dem ich zum ersten Mal von vielen lachenden Gesichtern durch die Tür von „Personitas“, meinem Projekt geführt worden bin. So viel ist seitdem passiert, mein Leben in Deutschland kommt mir schon so weit weg vor, wie ein anderer Planet. Und gleichzeitig rast die Zeit nur so vorbei. So kommt es auch, dass ich erst jetzt meinen nächsten Blogeintrag veröffentliche. Auf und ab ging es in der ersten Zeit: mal war alles wunderbar-mal hat man zu Hause vermisst. So viel Neues kann manchmal auch ganz schön anstrengend sein. Da war es immer gut, eine Mitfreiwillige zu haben mit der man quatschen konnte und sie einer Sprache mächtig ist, die man zur Abwechslung auch mal versteht ohne sich konzentrieren zu müssen.

Doch wenn ich nun morgens in der Küche den heißen Kakao für die Kinder zubereite und ein Pläuschen mit Carlos dem Koch halte, den ich zwar nur mehr oder minder verstehe, es aber immer Spaß macht mit ihm zu tanzen und zu singen, fühle ich mich jetzt schon ein bisschen zu Hause. Dieses Gefühl beschleicht mich in den letzten Tagen immer häufiger: beim Einkauf im Dorf, beim Einschlafen mit Hundegebell von der Straße, beim Mate trinken im Garten… Je mehr Tage vergehen, desto mehr kann ich nun realisieren: „Ja Carla, du bist jetzt in Argentinien und du wirst hier für ein Jahr bleiben“. Und dieser Satz, muss ich ehrlich sagen, gefällt mir momentan ziemlich gut.

Eine offene Tür bei Personitas
Kein Wunder, bei der herzlichen und  gastfreundlichen Art mit der wir hier empfangen werden. Ständig werden wir zum Essen und zum Mate trinken eingeladen oder uns wird angeboten, uns die Umgebung zu zeigen. So haben wir schon köstliche Pizza und Tortellini gegessen und Literweise Mate geschlürft. Über meine Sorge, nur schwer soziale Kontakte aufbauen zu können, kann ich jetzt schon schmunzeln. Das, was wir nicht verstehen, wird dreimal umschrieben oder zur Not pantomimisch dargestellt. An Gastfreundschaft, guter Laune und Verrücktheit (ein Lieblingswort der Argentinier: loco-verrückt) mangelt es hier jedenfalls nicht!

Auch der Umgang mit den Kindern wird immer routinierter: ich verstehe sie zwar deutlich schwerer als die Erwachsenen, doch Stückchen für Stücken bringen sie mir Spanisch, und ich ihnen Englisch, Rechnen oder Federballspielen bei. Langsam lernt man die kleinen „Personitas“, ihre Eigenarten, Geschichten und Hintergründe kennen, die bisweilen sehr unter die Haut gehen. Und so wird einem häufig ganz unverhofft durch eine schnell gelernte Vokabel, ein geschenktes Bild oder ein wunderschönes, aus Blättern und Stöckern gebautes Häuschen, ein kleines Lächeln ins Gesicht gezaubert.


Der Blick in unseren wunderbaren Garten
In unserer freien Zeit und an den Wochenenden erweitern Jana und ich nun immer weiter unseren Radius der Erfahrungen, Orte, Gebräuche und Gewohnheiten. Am besten lernt man hier tatsächlich aus Fehlern und Missgeschicken, die uns leider noch andauernd passieren, wir sie aber meistens mit einem Lächeln nehmen. Nachdem der lang ersehnte Bus eiskalt an uns vorbeigefahren ist, haben wir gelernt, dass man den Arm ausstrecken muss, um den Bus anzuhalten (das wir beim nächsten Mal wild mit den Armen wedelnd auf die Straße gesprungen sind, war vielleicht etwas übertrieben, aber wir lernen ja noch). Die Läuse, die wir uns schon eingefangen und erfolgreich bekämpft haben, lehren uns, die Haare zurückzubinden, wenn wir mit den Kindern spielen. Nach einigen Tritten auf die Füße unserer Mittänzer haben wir erfolgreich den Tangogrundschritt erlernt. Zum Einkaufen gehen wir nun auch nur noch nach fünf Uhr, nachdem wir während der Siesta vor verschlossenen Türen gewartet haben und unser Essen verschließen wir ab jetzt auch immer gut vor den cucarachas, den Kakerlaken, die hier gottseidank viel kleiner, als die aus Europa sind.

Vor ein paar Tagen hatte ich einen Traum, in dem ich wieder nach Deutschland fahren musste. Was immer mir mein Unterbewusstsein damit sagen wollte, war ich sehr, sehr froh, als ich meine Augen öffnete und noch in meinem Bett in Argentinien lag.

So schnell will‘ ich hier nicht wieder weg!
Ganz liebe Grüße an euch alle!
ᴉBesos!
Carla